Neue Waffen gegen Krankheitserreger werden dringend gebraucht. Denn die vorhandenen verlieren deutlich an Durchschlagskraft oder werden als wirksame Alternative bei Antibiotika-Resistenzen benötigt.
Ganz ohne Antibiotika geht es heutzutage nicht – und tatsächlich werden dadurch eine große Zahl von Erkrankungen problemlos und nachhaltig geheilt. Trotzdem: Eine Zahl ist dabei erschreckend – rund 3.000 Tonnen Antibiotika schlucken die Deutschen pro Jahr. Und häufig helfen die Bakterienkiller nicht mehr, denn immer mehr Keime werden durch den leichtfertigen und in vielen Fällen auch unnötigen Einsatz von Antibiotika immun gegen die Waffen der Schulmedizin. Diese Resistenzen machen den Medizinern mehr und mehr Probleme und führen seit einigen Jahren dazu, dass diese „Wunderwaffe“ ihre Wirkung verliert.
Wissenschaftler forschen weltweit nach Alternativen und finden diese zunehmend in der Natur. Antibiotika aus Pflanzen können in vielen Fällen eine sinnvolle Alternative zu den herkömmlichen antibakteriellen Mitteln sein. Heilpflanzen und Heilkräuter mit antibiotischer (das heißt keimabtötender) Wirkung sind den Naturheilkundigen gut bekannt und besitzen pharmakologisch hochwirksame Substanzen, wie zum Beispiel ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe oder Flavonoide, die die Vermehrung von Bakterien und Mikroorganismen hemmen oder diese sogar zerstören.
Dadurch wird eins besonders deutlich: Es muss nicht bei jeder Erkrankung ein Antibiotikum genommen werden. Die Schwere, die Symptomatik und/oder Laborwerte entscheiden darüber, ob ein Antibiotikum tatsächlich eingesetz werden sollte.
Ein oft genanntes Beispiel, sind die vor allem bei Frauen oft zu findenden Harnwegs-Erkrankungen. Durch wiederkehrende Entzündungen und einer ständigen Antibiotika-Behandlung kommt es rasch zu Resistenzen. Experten fordern daher schon seit vielen Jahren bei mild verlaufenden Erkrankungen weniger Antibiotika einzusetzen. Vor diesem Hintergrund wird in der 2017 aktualisierten Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen jetzt auch der Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen.
Eine Harnwegsinfektion wird als unkompliziert eingestuft, wenn im Harntrakt keine funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine Nierenfunktionsstörungen und keine Vor- bzw. Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion und gravierende Komplikationen begünstigen.